Diese ANC-Kopfhörer sollen angeblich 120 Stunden durchhalten - wir haben sie getestet!


Hat sich EarFun etwa beim Datenblatt vertan? Angeblich halten die neuen ANC-Kopfhörer 120 Stunden lang mit einer Akkulaufzeit durch und kosten nur 56 Euro. Klingt nach einem Zahlendreher, doch auch so haben die Over-Ears einiges zu bieten. Hi-Res-Audio-Zertifizierung, Dual-Pairing und ein Faltmechanismus, der bei Konkurrent Sony gerade gehypt wird. Was es mit den EarFun Tune Pro auf sich hat, verrät der nextpit-Test!
Pro
- Guter Klang dank sehr gutem Equalizer
- Extreme Akkulaufzeit von bis zu 120 Stunden (ohne ANC)
- Hoher Tragekomfort, solide Verarbeitung
- Steuerung und Funktionen individualisierbar
Contra
- Keine HD-Codecs verfügbar
- Hi-Res-Klang nur kabelgebunden
- Ohne Equalizer

Preis und Verfügbarkeit
Eigentlich verkauft EarFun die Tune Pro zu einer UVP von 79,99 Euro. Bereits vor Marktstart bietet der Hersteller allerdings eine Rabattaktion an. Bei Amazon könnt Ihr Euch die Kopfhörer jetzt für 59,99 Euro schnappen, indem Ihr den Rabattcode auf der Produktseite aktiviert und zusätzlich noch den exklusiven Code "TUNEPRO1" beim Bestellprozess verwendet.
Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation mit dem Hersteller EarFun entstanden. Auf die redaktionelle Meinung oder die Bewertung hatte dies keinen Einfluss.
Funktional statt extravagant: EarFune Tune Pro schön schlicht
Design & Verarbeitung | |
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IP-Zertifizierung |
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Die Tune Pro erreichten mein Home-Office als schlichte Over-Ear-Kopfhörer in einer äußerst pragmatischen Verpackung. Während Oberklasse-Modelle in einer Tragetasche erscheinen, legt EarFun die Tune Pro in eine Plastikschale und legt zumindest ein USB-C auf USB-C-Kabel sowie ein Klinkenkabel dabei.
Bei der Verarbeitung der Tune Pro selbst hat sich EarFun richtig Mühe gegeben. Denn hier sehen wir metallverstärkte Scharniere und eine spürbar einrastende Größenverstellung des Kopfbügels. Die Ohrmuscheln sind zudem mit einem sehr weichen Kunstleder überzogen, das für einen hohen Tragekomfort sorgt. Die Ohrmuscheln sind dabei etwa größer als bei den neuen Sony WH-1000XM6 (zum Test), was bei mir das Tragen mit Ohrringen angenehmer machte.
Genau wie die teureren Sony-Modelle lassen sich die Tune Pro zudem zusammenfalten. Das Packmaß sinkt dabei von etwa 16,5 x 19,5 x 8,1 cm auf knapp 16,5 x 15,4 x 8,1 cm. Zusammen mit einem Gewicht von etwa 290 g finde ich die Tune Pro damit durchaus reisetauglich. Feine Kratzer oder Fingerabdrücke sieht man an den schlichten Kopfhörern nach den ersten Testtagen kaum – ärgerlich finde ich allerdings, dass EarFun die Ohrmuscheln fest verbaut. Wenn sich diese mit der Zeit abnutzen, können wir sie anders als bei teureren Modellen nicht einfach austauschen.
Zu guter Letzt: Eine IP-Zertifizierung schreibt EarFun für die Kopfhörer nicht aus. Da EarFun Mikrofongitter an der Oberseite der Kopfhörer platziert, würde ich die Over-Ear-Kopfhörer bei starkem Regen daher eher ungern tragen.
Steuerung und Komfortfunktionen
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Komfortfunktionen |
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Gefällt mir persönlich sehr gut: EarFun verzichtet bei den Tune Pro auf touch-sensitive Oberflächen und vertraut stattdessen auf echte Knöpfe. So finden wir am linken Ohr einen ANC-Schalter, der zwischen drei Modi (Normal, Transparenz, Geräuschunterdrückung) umschaltet. Am rechten Ohr gibt's einen Anschalter, der bei kurzem Drücken die Musikwiedergabe steuert, und eine Lautstärkewippe. Zusätzlich gibt's links noch den USB-C-Anschluss und rechts einen 3,5-mm-Klinkenstecker – auf letzteren kommen wir gleich noch mal zurück.
Erst mal tauchen wir aber für ein paar Zeilen in die EarFun-App ein. Diese kenne ich von meinen anderen EarFun-Tests und bin ihr gegenüber durchaus positiv gestimmt. Sie bietet eine gute Mischung aus Funktionsvielfalt und einem simplen Design, das man schnell durchblickt. Anders als etwa noch bei den EarFun Air Pro 3 (zum Test) müssen wir zudem keine komplizierten Soundprofile erstellen. Wir können nativ durch eine Vielzahl an Presets scrollen, einen eigenen 10-Band-Equalizer festlegen oder einen Hörtest durchführen, in dem wir ein individuelles Klangprofil erstellen.
Zusätzlich zu diesem sehr guten Equalizer-Feature gibt es in der EarFun-App zudem einen Kino- und einen Spiele-Modus. Während letzterer lediglich die Latenz verringert, simuliert der Kinomodus einen Surroundklang. Mir persönlich wird der Klang dabei zu dumpf, weshalb ich ihn langfristig nicht genutzt habe. Stattdessen habe ich mich über drei andere Funktionen gefreut:
Als Erstes gibt's Multipoint-Bluetooth, das wir über die EarFun-App steuern können. So konnte ich etwa auch ein Android-Handy und ein MacBook gleichzeitig mit den Kopfhörern verbinden. Als zweite Komfortfunktion können wir die Sprachdurchgaben in der Sprache und in der Lautstärke anpassen. Zusammen mit der Einstellung für die automatische Ausschaltung der Kopfhörer – das wäre dann Punkt Drei – finden wir hier Einstellungsmöglichkeiten, die ich bei vielen anderen Kopfhörern vermisse.
Was ich bei den Tune Pro allerdings vermisse, ist eine Trageerkennung, die meine Musik beim Absetzen der Kopfhörer pausiert. Teurere Modelle bieten zudem inzwischen Features wie eine Gestenerkennung oder Spatial-Audio. An dieser Stelle müssen wir aber dran denken, dass die Tune Pro unter 80 Euro kosten.
Hi-Res-Verwirrung bei den Tune Pro
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Frequenzgang |
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Codecs |
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Der geringe Preis der Kopfhörer kommt leider auch in der Kategorie "Klang & ANC" zu Tragen. Denn beim Blick aufs Datenblatt fiel direkt auf, dass die Kopfhörer trotz Hi-Res-Audio-Zertifizierung keine HD-Bluetooth-Codecs unterstützen. So können wir die Kopfhörer nur mit SBC oder AAC verbinden, was mit geringen Bitraten einhergeht. Dabei schlägt EarFun bei seinen neuen Over-Ear-Kopfhörern folgende Funktionsweise vor:
Über den integrierten Bluetooth-5.4-Chip können wir kabellos Musik hören und müssen dabei auf HD-Codecs verzichten. Über den 3,5-mm-Klinkenanschluss können wir dann das Meiste aus den Dual-Treibern herausholen. Bei diesen kombiniert EarFun einen 40 mm großen Basstreiber mit einem 10 mm großen Hochtöner. Das erinnert ein wenig an die Shokz OpenFit 2 (zum Test) und soll für eine bessere Bassleistung sorgen.
Und tatsächlich fällt mir beim Wechsel von kabellos auf kabelgebunden ein qualitativer Unterschied auf. Dabei ist zuallererst begrüßenswert, dass sich die EarFun Tune Pro auch passiv betreiben lassen. Wir erreichen also eine angenehme Lautstärke auch dann, wenn die Kopfhörer ausgeschaltet sind. Schalten wir sie kabelgebunden an, können wir das ANC nutzen – leider wirken jedoch die Equalizer im kabelgebundenen Modus nicht mehr. Hier müssen wir also auf einen Kopfhörerverstärker oder eine entsprechende App zurückgreifen.
Auch wenn die Klangqualität im kabelgebundenen Modus durchaus besser ist, sollte das eigentlich kein Grund sein, auf HD-Codecs zu verzichten. Denn so scheint es ein wenig so, als würde EarFun nur eine Hi-Res-Zertifizierung auf die Verpackung drucken wollen. Wären die Kopfhörer teurer, würde ich das als irreführend bemängeln.
Wo sich EarFun übrigens gebessert hat, ist beim ANC. Während die EarFun Wave Pro noch ein deutliches Rauschen aufwiesen, zeigt sich das ANC der Tune Pro als sehr angenehm. Zwar ist die Reduzierung von Nebengeräuschen keineswegs so effizient wie etwa bei den AirPods Max (zum Test) oder den WH-1000XM6. Wir können aber ein Grundrauschen in der Umgebung abdimmen, was durchaus angenehm ist. Pluspunkte gibt's zudem für den natürlichen Transparenzmodus. Dass sich das ANC in mehreren Stufen steuern lässt, ist ebenfalls angenehm.
Telefonieren ist mit den Tune Pro natürlich ebenso möglich. Die Gesprächsqualität soll dabei durch eine KI verbessert werden und wurde mir von der Gegenseite beim Telefonieren in ruhigen Umgebungen als gut bestätigt. Unterwegs mit Windgeräuschen und Straßenlärm nimmt die Qualität allerdings durchaus ab.
Irre Laufzeit von bis zu 120 Stunden
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Laufzeit |
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Ladegeschwindigkeit |
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Zugegeben: Ja, die 120 Stunden Akkulaufzeit beziehen sich auf den Betrieb ohne ANC. Da hier aber immer noch 80 Stunden drin sind, ist die Akkulaufzeit der Kopfhörer mehr als zufriedenstellend. Nutzt Ihr die Kopfhörer ohne ANC, könntet Ihr fünf volle Tage lang durchhören, bis Ihr die Kopfhörer laden müsst. Möglich macht das ein großer 1.100-mAh-Akku, den EarFun irgendwo im Gehäuse der Kopfhörer verstaut.
Falls die Tune Pro einmal leer sind, könnt Ihr die Over-Ears mit einer Schnellladefunktion schnell wieder aufladen. Dabei sollen 10 Minuten ausreichen, um 15 weitere Stunden lang Musik zu hören. Da wir die Kopfhörer auch passiv betreiben können, gibt es aktuell womöglich keine anderen Bluetooth-Kopfhörer, bei denen die Wahrscheinlichkeit, dass ihr keine Musik hören könnt, geringer ist. Gut gemacht, EarFun!
Lohnt sich der Kauf der EarFun Tune Pro?
Der Hersteller EarFun überraschte uns in Testberichten immer wieder mit einem exzellenten Preis-Leistungs-Verhältnis. Und nach einigen Stunden im Test kann ich dasselbe auch für die Tune Pro attestieren. Die Over-Ear-Kopfhörer bieten einen hohen Tragekomfort, einen dem Preis angemessenen Funktionsumfang und können richtig gut klingen. Bei der Klangqualität erwartet uns hier aber ein „Aber“, das ich von EarFun sonst nicht kenne.
Denn einen hochauflösenden Hi-Res-Klang genießen wir hier nur, wenn wir ein Klinkenkabel in die Kopfhörer einstecken. Womöglich möchte EarFun hier noch ein wenig Platz zu den Wave-Pro-Modellen lassen, die den sehr guten LDAC-Codec unterstützen. Da der Hersteller bei den Tune Pro aber 2-Wege-Treiber verwendet und deren Klangbild über einen 10-Band-Equalizer auch noch gut anpassbar gestaltet, fehlt mir persönlich ein HD-Bluetooth-Codec bei den günstigeren Modellen.
Das ist vor allem ärgerlich, da die Tune Pro mit einer Akkulaufzeit von 120 Stunden und der Möglichkeit für passives Bespielen besonders unabhängig von Steckdosen sind. Das macht sie insbesondere für längere Reisen ohne Zugang zum Stromnetz ideal. Insgesamt sind sie also ein absoluter Kauftipp, mit einer leider sehr deutlichen Einschränkung für HD-Codec-Fans.
